Rechnungslegung und Revision im Schatten der Internationalen Rechnungslegung

Die KPMG stellt in ihren News ein interessantes Papier von Peter Leibfried und Marc Zimmermann vor. Es ist eine erste Analyse von Ursachen und die absehbaren Konsequenzen.
Offenbar gibt es auch aus dieser Perspektive einiges zu tun. Nicht nur für die Wirtschaftsprüfer, auch für die, welche die Regeln für die Wirtschaftsprüfung vorschlagen und bestimmen.
Und wenn die Autoren mit ihrem Fazit richtig liegen – auch für die Rechtsanwälte.

„… Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis der Vorwurf erhoben wird, dass die Bankbilanzen auf Grund der in den Subprime-Papieren enthaltenen Risiken nicht hätten testiert werden dürfen. ….“

Der Artikel hat vier Seiten. Hier der Link.

Was es zu tun gibt, haben die CEOs des „International Audit Networks“ im November 2006 bereits veröffentlicht. Deren Vision (das Papier) finden Sie hier.

Werte und Potenziale in der Wirtschaft

Immaterielle Werte in der erweiterten Wirtschaftslehre
Immaterielle Werte in der erweiterten Wirtschaftslehre

Wissen und andere immaterielle Werte messbar machen ist die Herausforderung, denen sich das Management und die Konstrukteure der Wirtschaftstheorien gegenüber sehen. So lange dieses „messbar machen“ noch nicht erledigt ist, fehlt diese Art von Potenzialen – und insbesondere deren Gewichtung – in den Führungsinstrumenten und Cockpits, nach denen sich das Management von grösseren Unternehmen richten muss. Das Resultat dieser beschränkten Abbildung der Realität hat zum Ergebnis, dass die vorhandenen Potenziale einer Unternehmung nur zu einem geringen Teil genutzt werden können.
Wenn die vorhandenen Chancen in Unternehmen besser erkannt und genutzt werden sollen, ist erweitertes Modell zur Abbildung dieser Ressourcen notwendig. Und es ist möglich, wie in den beiden Dokumenten „Werte und Potenziale in der Wirtschaft“ dargestellt wird.
Das erste ist in der Zeitschrift „Swiss Engineering“ erschienen. Sie können es HIER herunter laden (zwei Seiten).
Das zweite Dokument ist eine erweiterte Version aus dem Jahr 2006. Sie können es HIER herunter laden (zehn Seiten).

Zu diesem Thema hat übrigens auch auch die FAZ ein Interview mit Fredmund Malik geführt. Titel: „Mit herkömmlichen Methoden nicht zu lösen“ – HIER der Link zum Interview.
Und auch der „Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss“ in Brüssel, hat dazu eine Stellungnahme mit Schlussfolgerungen und Empfehlungen veröffentlicht: „Jenseits des BIP – Messgrössen für eine nachhaltige Entwicklung“. Sie können die Stellungnahme HIER herunter laden.
Zitat daraus: „….Das BIP ist ein wichtiger Indikator für das wirtschaftliche Wachstum, es kann allerdings nicht als Richtschnur für eine Politik dienen, die den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht werden will. Dazu sind andere, zusätzliche Indikatoren erforderlich….“

Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie an Informationen über die Fortschritte in der Entwicklung der neuen Generation von Messinstrumenten und Cockpits zur Unternehmensführung direkt informiert werden wollen. Kurze Email genügt. peter.bretscher (at) bengin.com

Grenzen der Finanzkennzahlen – und darüber hinaus Teil 1

true and fair view
true and fair view

Professor Emeritus D.R. Myddelton – Professor of Finance and Accounting, Cranfield University – hat einen interessanten Artikel über Sinn, Zweck und Grenzen des Finanzaccounting verfasst.

Hier die Kurzfassung:
What’s wrong with modern accounting?
Global modern accounting orthodoxy now assumes the raison d’être of financial accounts is to provide open and verifiable information to investors. Professor David Myddelton examines this shareholder-centric view and challenges the use of universal accounting standards across widely varying organisations as a useful measure of their potential. Ultimately, we may need to let go of some long held beliefs and look for a more radical approach that releases companies from this bureaucratic nightmare….

Den ganzen Artikel (zwei Seiten) können Sie HIER ansehen.

Das Buch, das er im Jahr 2004 geschrieben hat, trägt den Titel „Unshackling Accountants“. Er hat damals schon über Finanzskandale geschrieben – und über die Grenzen der Regeln….
Das pdf von diesem Buch (200 Seiten) können Sie HIER herunterladen.

Wie es sich gezeigt hat – und noch weiter zeigen wird – sind wir an die Grenzen der klassischen Wirtschaftstheorie gekommen, welche die subjektiven und die nicht-monetären Werte noch nicht in ihr Werteparadigma integriert hat.
So sind denn bei genauer Betrachtung nicht einfach die Banken und deren Manager für die heutige „Wirtschaftskrise“ verantwortlich, sondern ebenso die Konstrukteure der Wirtschaftstheorien, welche es nicht geschafft haben, ein qualitatives und ein quantitatives Modell für die heute wichtigen „immateriellen Ressourcen“ zu entwickeln. Moderne Unternehmen können nun mal einfach nicht mit Indikatoren geführt und geprüft werden, die unter ganz anderen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entstanden sind.

Darüber wie die neue Generation der Führungs- und Entscheidungsinstrumente aussehen wird, werde ich Ihnen in der nächsten Zeit auf diesem Blog berichten. Wenn Sie den Link in Ihren RSS Reader nehmen, sind Sie aus erster Hand informiert und verpassen sicher kein Update.

Zu verkaufen – neue Bewertungsmodelle – Teil 1

Das „US Government Accountability Office“ bereitet den Weg für neue Lösungen.
„A Framework for Crafting and Assessing Proposals to Modernize the Outdated U.S. Financial Regulatory System“ beschreibt die Themen und das Vorgehen auf 105 Seiten.

Hier ist der ganze Bericht.
und Hier die Zusammenfassung mit den HighLights auf zwei Seiten.

Vielleicht schauen Sie aber nicht nur in die USA, sondern auch mal bei unserem Bundespräsidenten Hansruedi Merz nach. Als Appenzeller (Herisauer) mit Bodenhaftung kennt er noch den Unterschied zwischen Preis, Wert und Wertschätzung.
Über „Werte und ihr Preis“ und über „Wert und Wertschätzung“ hat er schon 2006 gesprochen. Und was er sagt, das meint er auch.

Mit so einem Bundespräsidenten sind die Chancen gut, dass man bald das auch bei uns überholte „Finanz-Regelwerk“ so erweitert, dass auch die immateriellen und subjektiven – die heutigen und die zukünftigen – Werte zählen.
Da gibt’s richtige Arbeit für die Wirtschaftsprüfer. Eine Arbeit, die auch Sinn machen würde.

Eine nachhaltige Änderung kann hingegen nur zu stande kommen, wenn Zukunfts- und Erwartungswerte, inklusive der damit verbundenen inhärenten Risiken, separat ausgewiesen werden. Reale Werte haben nun mal eine andere Konsistenz als Zukunftswerte. Diese über statistische Formeln „gleichnamig“ zu machen ist wie wenn man das zukünftige Wetter in das heutige Wetter umrechnen und die beiden Wetter zusammenzählen würde. Das ist Unsinn – auch wenn es dafür den Nobelpreis gab.

Bestimmt gibt es bei „Ernst & Young“ in Zürich noch Mitarbeiter, die sich erinnern, dass wir bereits 2001 einen ersten Standard für ein „nonfinancial Audit“ entwickelt haben, der auch nichtmonetäre Werte erfasst. Dass man ihn ruhen liess, ist ökonomisch nachvollziehbar. Es gab ja damals noch keine Verpflichtung, die NonFinancials und die Zukunftswerte separat auszuweisen. Und es ist ökonomischer, alte Produkte so lange wie nur möglich weiter zu verkaufen. Doch nun ist es an der Zeit, die angefangenen Arbeiten weiter zu führen.
Ganz so, wie auch die Chefs der grössten Wirtschaftsprüfer ihre Vision im November 2006 in Paris vorgestellt haben. Kurzfassung Hier (zwei Seiten) und direkter Link zur Verlautbarung Hier.

Forgive and do it anyway

Weihnachten ist wieder die Zeit anzuhalten, die Erfahrungen zu reflektieren und vorwärts zu blicken.
Das wird in der christlichen Tradition wohl schon seit 2000 Jahren so sein. Man sagt, dass es Sinn mache. Ich denke eher, dass man den Sinn selber machen soll.
Das braucht Kraft, denn Erwartungen, die für einem selbst Sinn machen, sind für Andere durchaus nicht immer sinnvoll. Sie erfüllen sich nicht immer – und man beginnt wieder von Neuem (aber nicht am Anfang).
Bis heute habe ich keine besseren Worte gefunden, als die von Mutter Teresa. Sie hat in diesen kurzen Sätzen ihre Lebensweisheit und eine „Kraftformel“ festgehalten die dazu ermuntern, gute Werke weiter zu tun.. Schöne Weihnachten!

— People are often unreasonable, illogical and self-centered… forgive them anyway.
zoosper.com
— If you are kind, people may accuse you of selfish, ulterior motives… be kind anyway.
— If you are successful, you will win some false friends and some true enemies… succeed anyway.
— If you are honest and sincere people may cheat you… be honest and sincere anyway.
— What you spend years building, someone could destroy overnight… build anyway.
— If you find serenity and happyness, some may be jealous… be happy anyway.
— The good you do today, people will often forget tomorrow… do good anyway.
— Give the world the best you have, and it will never be enough… give the world the best you’ve got anyway.
— You see, in the final analysis, it is between you and God… It was never between you and them anyway.

Orientierung der Wirtschaft

materielle und immaterielle gueter
materielle und immaterielle gueter

Obiges Bild zeigt die Entwicklung der Güter in der realen Wirtschaft. Je „intelligenter“ die Produkte werden, desto mehr „immaterielle“ Vorleistungen werden benötigt und desto mehr „immaterieller Anteil“ ist in den Produkten drin. Wir befinden uns im Übergang von der „materiellen“ zur „immateriellen“ Wirtschaft. Das zeigt sich unter Anderem darin, dass die Jobs steigen, die „immaterielle Produkte“ produzieren. Siehe Beispiel im letzten Blogbeitrag.

Weil die Instrumente der klassischen Ökonomen noch aus der Zeit der „materiellen Produktion“ stammen, hat diese Entwicklung zur Folge, dass die Wertschöpfung im immateriellen Bereich nicht berücksichtigt wird. Was früher noch genügte, wird heute immer mehr als Systemfehler der Theorie betrachtet, der sich zunehmend negativ auf das Potenzial und das „Wohlergehen“ von Mitarbeitern in Unternehmen und Verwaltung – und als Folge auch negativ auf Unternehmen und Verwaltung selbst – auswirkt.

Dieser Systemfehler ist aber korrigierbar. Und die Notwendigkeit für eine Korrektur wurde schon vielfach thematisiert. Zum Beispiel von Peter Drucker:

„Wir müssen eine Wirtschaftstheorie entwickeln, in der Wissen zur ökonomischen Schlüsselressource geworden ist.“

und von Heik Afheldt (im TV DRS 5. Feb. 1986):

„Wir sind dabei, die traditionelle Betriebswirtschaftslehre, die ja nur einen Teil eines Betriebes erfasst, auszudehnen.“

Welche Elemente der Wirtschaftstheorie neu geschrieben werden müssen, können Sie in einem Beitrag zum 100 Jahr Jubiläum der Hochschule St. Gallen (1998) nachlesen. HIER

Black Swan in der Wirtschaftstheorie

black swan at the fundation of economic theory
black swan at the fundation of economic theory

Betrachten wir doch einmal die Wirtschaftstheorie als Produkt, das entwickelt und „verkauft“ wird. Wie jedes Produkt haben auch Theorien aus den verschiedenen Wissenschaften ihre „Innovationszyklen“ – und natürlich auch ihre Anwendungsgrenzen. Entwicklungen folgen immer einer Form, welch eine s-förmige Charakteristik haben. Etwa in der Form wie oben in den beiden roten und grünen Kurven.

Wichtig bei der Entwicklung eines Produktes ist immer das Umfeld und die Ausgangslage, welche zu Beginn der Entwicklung geherrscht haben. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Pampers – den Babywindeln. Zuerst waren es relativ primitive Produkte, deren Qualität sich über die Jahre zuerst relativ schnell – aber dann langsamer entwickelte. Der Entwicklungsfortschritt verlangsamt sich dann im Verlaufe der Zeit. Das heisst – Mehr Aufwand für das gleiche Prinzip gibt nicht entsprechend mehr Nutzen. Zusätzlicher Nutzen kann nur mit einem neuen Lösungsansatz erreicht werden.

Im Bereich der Wirtschaftstheorie sind wir jetzt ebenfalls in einer Übergangsphase. Die klassischen Wirtschaftstheorien haben ihren Ursprung noch in der Zeit der Sklavenhaltung, der Hexenverbrennungen und des Handwerkes. „Ein Kopf genügt für 1’000 Hände“, war damals noch gültig. In den letzten 230 Jahren hat man zwar die Theorien verschiedenen (Mode-)Strömungen angepasst und Softwarelösungen entwickelt – aber in ihrem Grundstrickmuster sind die Theorien immer noch gleich geblieben (Boden, Arbeit, Kapital).

In der Zwischenzeit hat sich die Realität in der Wirtschaft verändert. Immer mehr „Kopfwerk“ wird verlangt. Kopfwerk schafft „geistige“ (immaterielle) Güter, die nicht direkt sichtbar sind und subjektiv wahrgenommen werden. Dummerweise sind diese Art von Gütern in den Grundlagen der klassischen Wirtschaftstheorien (rote Kurve) nicht vorgesehen. Darüber hinaus fehlt auch ein Werteparadigma, im dem die Subjektivität des Wertes berücksichtigt wird. Das ökonomische Werte-Dogma, dass ein Wert sich im Geldeinheiten ausdrücken lassen muss, ist aus ganzheitlicher Sicht nicht nur dumm, sondern auch gefährlich. Durch diese Werte-Eindimensionalisierung werden Werteigenschaften wie Risiko, Sicherheit, Moral, Ethik… aus der ökonomischen Wertegleichung herausgekürzt.

Im richtigen Leben zählen aber solche Elemente halt doch. Und hier kommt der „Schwarze Schwan“ in’s Spiel. Der Schwarze Schwan steht hier für die Eigenschaft, dass Menschen viele Elemente aus ihrem Erkenntnis-Spektrum ausblenden. Besonders hier im Fall der Entwicklung der Wirtschaftstheorie – es ist halt auch viel einfacher, alte Theorien neuen Schülern beizubringen als neue Theorien zu entwickeln.

Die derzeitige „Wirtschaftskrise“ ist bei genauer Betrachtung eigentlich eine „Krise der Wirtschaftstheorie“, die für die heutige reale Wirtschaft nicht mehr genügt. Dass es Personen gibt, welche das Ungenügen der Theorie zu ihrem Eigennutz verwenden, ist ausserordentlich bedauerlich. Solche Leute an den Pranger zu stellen löst aber das Problem nicht. Das Problem wird nur lösbar, wenn wir mit fundamental neuen Ansätzen ein (kompatibles) Wirtschaftsmodell entwickeln, mit dem sich auch die bisherigen weissen Flecken in der ökonomischen Landkarte kartieren lassen.

Der „Schwarze Schwan“ kommt hier wieder ins Spiel. „Adam Smith“, der die heutige Bibel der Ökonomen (Wohlstand der Nationen) verfasste, hat schon vorher das Buch „Moral Sentiments“ geschrieben. Die Konstrukteure der Wirtschafttheorie haben den Inhalt ganz einfach „nicht zur Kenntnis genommen“.

Es ist jetzt höchste Zeit, das „Produkt Wirtschaftstheorie“ neu zu schreiben (grüne Kurve). Dazu kann man durchaus auch auf die alten Grundlagen von Adam Smith und der vielen anderen Denker aus Kirche, Philosophie und Wissenschaft zurück greifen, welche immer wieder den Menschen mit seinen subjektiven Wertekriterien und immateriellen Eigenschaften als zentrales Element für den Wohlstand in den Vordergrund stellen.

PS: Es gibt Lösungen für Bausteine, die zur grünen Kurve gehören.