Abenteuerteams haben ausgedient

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Neu auf der HandelszeitungOnline [LINK]

Wie zu erwarten war, erschüttert die Finanzkrise auch die „Ausbildungsbranche“. Genug vom „Das Gleiche immer wieder neu verpackt“.

Vor den Fehlern in den Grundprinzipien der Wirtschaftstheorien – auch wenn sie sich lange nicht ausgewirkt haben und darum nur von wenigen „Störefrieden“ auf sie hingewiesen wurden – kann man nun halt einfach nicht mehr die Augen verschliessen. Es nützt nichts, die „happy crew on a sinking boat“ mit psychologischen Seitricks glücklicher machen zu wollen. Es muss die Ursache für das Sinken gefunden werden. Und wenn ein Loch gefunden wird, muss es gestopft werden. Ob man dazu „happy“ sein muss, ist völlig nebensächlich. Die Party kann dann stattfinden, wenn die Arbeit erledigt ist.

So gesehen ist es schon richtig, dass die Unternehmen die Art der Ausbildung und dass die Ausbildungsinstitute ihre Orientierung überdenken. Das Loch wird aber nicht gestopft, in dem man für die überholten betriebswirtschaftlichen Denkmodelle neue Simulationsmodelle entwickelt – oder etwas „Kybernetik“ hineinbringt. Auch die ganze „Ethikdiskussion“ bringt nix, wenn sich die quantitativen Orientierungsgrössen praktisch ausschliesslich auf monetäre Zahlen beschränken. Es ist daher sehr fraglich, ob die gleichen Leute, die bisher „erfolgreich“ mit überholten Methoden das Denken unseres heutigen „Kaders“ programmiert haben, in der Lage sein werden, ihr lineares ökonomisches Werteparadigma über Bord zu werden. Ebendieses ökonomische Werteparadigma – das „Eindampfen“ der realen Wertevielfalt in der Wirtschaft auf eine monetäre Kenngrösse – ist eines der grossen Löcher, die es zu stopfen gilt. Dazu braucht es nicht einmal einen BusinessPlan. Man muss es nur einfach tun.

Harvard hat immerhin damit begonnen [Blogeintrag] – in der Schweiz verpufft man die Energie noch in der unnützen Diskussion über den „lic.oec.robot“.

How to fix Business Schools

how to fix Business Schools
how to fix Business Schools

Zur Zeit läuft auf dem Blog der „Harvard Business Printing“ eine interessante Kontroverse über „How To Fix Business Schools“. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Ansichten sehr konträr. Sie reichen von „Die Schüler sind schuld, weil sie in der Praxis die Lehren falsch anwenden würden (sie kämen ja schon als ‚Erwachsene‘ in die Schule und seien durch das Elternhaus so ‚geprägt‘, dass ihr Verhalten in den Business Schools nicht mehr geändert werden könne)“ bis zu „Die Professoren sind schuld, weil sie nur wissenschaftlich ‚bewährte‘ Mechanismen und Formeln lehren, ohne den Menschen zu berücksichtigen“.

Wie meistens im richtigen Leben liegt die Wahrheit nicht einfach in der Mitte der Aussagen. Die tiefer liegenden Ursachen der ‚Finanzkrisen‘, die sich zu einer ‚Wirtschaftskrise‘ entwickelt haben, findet man nämlich in den Grundlagen der Wirtschaftstheorie, auf denen sowohl die Regeln und Rezepte der Finanzwirtschaft als auch die der realen Wirtschaft aufbauen. Damit kommt ein ‚dritter Schuldiger‘ ins Zentrum der Überlegungen. Die Wirtschaftslehre selbst.

Auch wenn die Aussage vielleicht zuerst etwas weh tut. Die klassische Wirtschaftslehre ist ein Produkt, das den heutigen Anforderungen an ein Instrumentarium zur Führung von intelligenten Organsiationen nicht mehr genügen kann. Die Gründe sind simpel. Genau so wenig, wie man mit den Grundlagen für den Bau einer Dampfmaschine einen Computer bauen kann – genau so wenig eignet sich eine Wirtschaftstheorie aus der Handwerkerzeit für eine Wirtschaft, in der 95% Kopfwerk ist – dessen direktes Ergebnis sich nun halt nicht in Meter, Kilo, Stück und Franken messen lässt.

Hier kommt eben auch die Fehlorientierung von (nicht nur) Kurt Furgler (ehem. Bundesrat) zum tragen, der einmal gesagt hat „….die Wirtschaft, die man in Meter, Kilo und Tonnen messen könne….“. Vor 200 Jahren mag diese Aussage noch richtig gewesen sein. Vor rund 20 Jahren – als er sie gemacht hat – was sie schon falsch. Heute wissen es sowohl die Praktiker als auch die Theoretiker, dass man die moderne Wirtschaft weder in Meter, noch in Stück, noch in Kilo, noch in Franken messen lässt.
Aus meiner bescheidenen Perspektive sehe ich die Notwendigkeit einer Wirtschaftstheorie, welche neben den materiellen/monetären Ressourcen auch die immateriellen Ressourcen in ihr Kennzahlensystem und die Steuerungssysteme integriert. Nachdem die wichtigsten Konstrukteure der klassischen Wirtschaftstheorie schon länger gestorben sind, stünde die Option eigentlich offen, eine neue Wirtschaftstheorie zu entwickeln, welche den heutigen Anforderungen für eine nachhaltige Wirtschaftsführung besser gerecht werden kann.

Was muss die neue Wirtschaftstheorie mindestens können?
Aus meiner Sicht nur zwei Punkte:
1. Sie muss die immateriellen Werte (Wissen, Können, Erfahrung, Rechte…) sowohl als Voraussetzung (Ressourcen) für wie auch als Ergebnis von Unternehmensprozessen berücksichtigen.
2. Die neue Wirtschaftstheorie muss berücksichtigen, dass es „subjektive und auch nichtmonetäre Werte“ gibt.

Ooops – fast vergessen:
Die Harvard-Diskussion über die Schuldigen finden Sie hier: http://blogs.harvardbusiness.org/how-to-fix-business-schools/
Eine Diskussion gibts auch in der Schweiz. viewdomainstatistic.com Beim Tagesanzeiger: „Sind HSG-Studenten falsch programmierte Roboter?“

Und wenn Sie bei der Entwicklung bei der neuen Wirtschafttheorie mitmachen wollen, melden Sie sich einfach bei mir.

In die Augen in den Sinn

Kosten und Nutzen kombiniert. (C) Peter Bretscher
Kosten und Nutzen kombiniert. (C) Peter Bretscher

Aus den Augen aus dem Sinn. Ist das nicht gerade das, was immer wieder passiert? Wir sprechen von einem Nutzen, den unser Angebot einem Kunden bringen muss. Und dann sprechen wir vom Preis und unseren Kosten.

Während wir vom Preis sprechen, können wir (gehirnbedingt) aber nicht mehr gleichzeitig an den Nutzen denken. Und während wir über den Nutzen sprechen, können wir nicht gleizeitig an die Kosten denken.

Diese „Grenzen der verbalen Kommunikation“ können mit der obigen Grafik – mit dem bengin Vektorprinzip – elegant übersprungen werden. Derart ist es möglich, mehrere Eigenschaften – ob objektive oder subjektive – gleichzeitig zu kommunizieren und die Zusammenhänge aufzuzeigen. Ja man kann sogar grafisch rechnen und das Kosten- Nutzenverhältnis anschaulich darstellen.

Versuchen Sie es ‚mal ganz simpel mit Papier und Bleistift. Mit dem Computer ist die Darstellung noch mit recht grossem Aufwand verbunden. Ausser Sie verwenden unseren Prototyp für Excel 2003 und 2007. Wir stellen eine begrenzte Anzahl für Testzwecke zur Verfügung. Erkundigen Sie sich bei peter. bretscher (at) bengin.com

PS:
Diese Darstellung ist Teil der Busines Engineering Systeme und urheberrechtlich geschützt. Die gewerbliche Anwendung und die Erstellung von derivativen Darstellungen erfordert eine entsprechende Lizenz.

Die neue Metrik: Charakterpunkte

future_metrics
future_metrics

Gefunden auf: www.bestsnippets.com

Wenn es wirklich so ist, dass wir alles etwas später den Amis nachmachen, dann können wir uns bald freuen. Seit mindestens 2006 haben Leute dort auch ein Konto mit Charakterpunkten. Für die Behavioral-Ökonomen wird es ein Leichtes sein, eine Korrelation dieser Charakterpunkte mit dem monetären Kontostand zu suchen.

Schnell fündig werden sie wohl bei den hyperbolischen Funktionen – Charakterpunkte auf der y-Achse und Geldpunkte auf der x-Achse. Als Startfunktion ist wohl der „Kosekans Hyperbolicus“ geeignet. Mit Ausnahmen ganz rechts auf der x-Achse. Die gilt es zu korrigieren. Aber das werden geübte Mathematiker schon hinkriegen.

Übrigens – den „Kosekans Hyperbolicus“ gibt es unkorrigiert auf Wikipedia: Hier.
Viel Spass beim Korrigieren, Interpretieren und Weiterdenken. 🙂

Henry Mintzberg: America’s monumental failure of management

henrymintzberg

„If you always do as you always did, you will always get what you always got.“
So beginnt Henry Mintzberg seinen Artikel über die Fehler (nicht nur) der Amerikanischen Manager. Er ist klar lesenswert. Auch die über 80 Kommentare.
Hier gibt’s den Text: http://www.theglobeandmail.com/servlet/story/RTGAM.20090313.wcomintzberg16/EmailBNStory/specialComment/

Aber den Schwarzen Peter nun ausschliesslich den Managern zuzuteilen ist trotzdem etwas zu kurz gegriffen. Wenn die Instrumente (inklusive Kennzahlen und Zielgrössen), welche das Management für die Entscheidungsfindung zur Verfügung hat, sich nicht für die Leitung von modernen Unternehmen eignen, gibt’s irgendwann Probleme. Man kann nun mal nicht mit der Betriebsanleitung für eine Dampfmaschine ein Auto bauen.
Der Begriff „Decision Intelligence“ ist vielleicht gar nicht so schlecht. Man muss den Hammer auf die Seite legen, wenn man eine Schraube eindrehen will. Und wenn man keinen Schraubenzieher hat, muss man einen solchen machen. Eigentlich das, was jeder Handwerker weiss. Man muss die Werkzeuge auf dem neuesten Stand halten und sie pflegen. Die Kopfwerker können davon lernen.

Übrigens: Die Seite von Minzberg gibt’s HIER: http://www.mintzberg.org/

Decision Intelligence

decision_intelligence
decision_intelligence

Entscheiden und Intelligenz, so würde man meinen, gehörte eigentlich schon immer zusammen. Und doch ist dieser Begriff neu. Was mit „Decision Support Systems“ begonnen und sich dann zum „Business Intelligence“ gemausert hat wird nun schlussendlich zur „Decision Intelligence“.

Die Geschichte dazu hat Jonathan Becher in seinem Blog geschrieben. Gut – wie meistens – aus der Sicht eines Praktikers der sich (auch) mit der Theorie beschäftigt. Den Text gibts hier: http://alignment.wordpress.com/2009/03/23/the-return-of-decision-support/

PS:
Das Bild ist aus dem Artikel von Claudia Imhoff und Colin White aus ihrem Artikel im BeyeNETWORK.

The Invisible Edge

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„The Invisible Edge“ – Taking Your Strategy to the Next Level Using Intellectual Property
Neu ab 5. März 2009

Was die Welt im Innersten zusammenhält. Wir wissen es. Es ist das, was sich zwischen den sichtbaren Objekten abspielt. Unsichtbare Kräfte und Energien, die Bestehendes erhalten und Neues ermöglichen. Sie sind da und zeigen ihre Existenz erst in ihrer Wirkung – in den physikalischen, den sozialen und den Wirtschaftswelten. Man sieht sie nicht in der Struktur der Bilanzen. Man kann sie auch nicht separieren und losgelöst von den anderen Elementen in Kilogramm oder Franken „messen“.
Was Insider schon seit längerem erkannt haben – und in ihren Business Modellen berücksichtigen – thematisiert dieses Buch. Die „Intangible Assets“ als Nukleus für jede Tätigkeit und jeden Erfolg (und Misserfolg) werden hier behandelt. Für viele Manager ist diese Art von Assets noch ungewohnt. Die intensive Auseinandersetzung mit ihnen ist aber jetzt besonders wichtig, weil sie bereits vorhanden sind. Diese zu erkennen und zusätzlich ertragswirksam zu nutzen ist wesentlich schneller und ertragreicher, als neue Märkte/Bedürfnisse zu definieren und die Ressourcen darauf auszurichten.
Die Königsdisziplin ist es dann, wenn die vielfältigen Möglichkeiten des Geistigen Eigentums richtig in die Strategie eingebunden wird. Ein Patent ist nur eine Möglichkeit. Es gibt noch wesentlich schnellere und günstigere Optionen.

Amartya Sen über Adam Smith und das Wirtschaftsverständnis

Amartya Sen
Amartya Sen

Wenn Amartya Sen über die Wirtschaft im letzten Jahr – Krisen und Ursachen – schreibt, kann man sicher sein, dass sich das Lesen lohnt.
Wer nun aber einen „Rundschlag“ gegen den Kapitalismus erwartet, liegt falsch. Es geht „nur“ darum, dass die „market economy“ mit ihrem „Geldmassstab“ allein nun mal nicht genügt. Und dass das bereits Adam Smith schon so dargestellt hat – auch wenn dies in der klassischen Theorie etwas unter geht.

Smith never used the term „capitalism“ (at least so far as I have been able to trace), but it would also be hard to carve out from his works any theory arguing for the sufficiency of market forces, or of the need to accept the dominance of capital. He talked about the importance of these broader values that go beyond profits in The Wealth of Nations, but it is in his first book, The Theory of Moral Sentiments, which was published exactly a quarter of a millennium ago in 1759, that he extensively investigated the strong need for actions based on values that go well beyond profit seeking. While he wrote that „prudence“ was „of all the virtues that which is most useful to the individual,“ Adam Smith went on to argue that „humanity, justice, generosity, and public spirit, are the qualities most useful to others.“

Er kommt zum Schluss:
…dass die Krise nicht „einen neuen Kapitalismus“ braucht. Aber es ist ein neues Verständnis über die Ideen von Smith und Pigou notwendig, die zu kurz gekommen sind. Und dass der Markt allein halt eben auch nicht alles richtet. (Kann man in den 250 Jahre alten Büchern von Smith schon lesen.)

Hier der Link zu dem Artikel im nybooks.

Nachdem in der richtigen Welt schon immer auch die nichtmonetären Werte eine wesentliche Bedeutung hatten und weiterhin haben, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wie lange die Ökonomen benötigen, für diese Realität auch die passende Theorie zu entwickeln.
Die normativen, die qualitativen und die quantitativen Instrumente – als Ankerpunkte – sind vorhanden.

Beitrag der Wirtschafts-Universitäten?

HSG-Professoren gestehen: Wir haben uns geirrt
So überschreibt die „Sonntag AZ“ einen Artikel in ihrer neuen Ausgabe. Hier ist der Link dazu.

Neu ist diese Ansicht nicht. Schon vor über 20 Jahren gab der HSG Vordenker Hans Ulrich zu bedenken: „Vielleicht haben wir zu lange dieselben Fragen gestellt und darum auch dieselben Antworten erhalten.“ Auch Peter Drucker hat gefordert: «Wir müssen eine Wirtschaftstheorie entwickeln, in der Wissen zur ökonomischen Schlüsselressource geworden ist.» Dass jetzt 15 HSG Professoren eine Publikation mit dem Titel «Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise – Perspektiven der HSG» veröffentlichen, lässt aufhorchen.

Wie weit diese Konsequenzen dann auch Eingang in die Lehre finden, bleibt abzuwarten.
Immerhin geht es nicht nur um „Schöheitschirurgie“ in der VWL und BWL, sondern um eine fundamentale Erweiterung der Wirtschaftswissenschaften. Nämlich dahingehend, dass die heute wichtigen immateriellen Ressourcen qualitativ und quantitativ in das Verständnismodell integriert werden. Mit all den damit verbundenen Konsequenzen, dass der Mensch mit seinen subjektiven Fähigkeiten und Wertvorstellungen endlich auch zählt. Damit wird der Weg frei, die bisher in den quantitativen Modellen ausgeblendeten Potenziale und Chancen endlich nutzbar zu machen.

Ein Ansatz dazu wurde übrigens bereits im Jahr 1998 – zum 100-jährigen Jubiläum der Universität – vorgestellt. Sie können ihn HIER herunter laden.