Betrachten wir doch einmal die Wirtschaftstheorie als Produkt, das entwickelt und „verkauft“ wird. Wie jedes Produkt haben auch Theorien aus den verschiedenen Wissenschaften ihre „Innovationszyklen“ – und natürlich auch ihre Anwendungsgrenzen. Entwicklungen folgen immer einer Form, welch eine s-förmige Charakteristik haben. Etwa in der Form wie oben in den beiden roten und grünen Kurven.
Wichtig bei der Entwicklung eines Produktes ist immer das Umfeld und die Ausgangslage, welche zu Beginn der Entwicklung geherrscht haben. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Pampers – den Babywindeln. Zuerst waren es relativ primitive Produkte, deren Qualität sich über die Jahre zuerst relativ schnell – aber dann langsamer entwickelte. Der Entwicklungsfortschritt verlangsamt sich dann im Verlaufe der Zeit. Das heisst – Mehr Aufwand für das gleiche Prinzip gibt nicht entsprechend mehr Nutzen. Zusätzlicher Nutzen kann nur mit einem neuen Lösungsansatz erreicht werden.
Im Bereich der Wirtschaftstheorie sind wir jetzt ebenfalls in einer Übergangsphase. Die klassischen Wirtschaftstheorien haben ihren Ursprung noch in der Zeit der Sklavenhaltung, der Hexenverbrennungen und des Handwerkes. „Ein Kopf genügt für 1’000 Hände“, war damals noch gültig. In den letzten 230 Jahren hat man zwar die Theorien verschiedenen (Mode-)Strömungen angepasst und Softwarelösungen entwickelt – aber in ihrem Grundstrickmuster sind die Theorien immer noch gleich geblieben (Boden, Arbeit, Kapital).
In der Zwischenzeit hat sich die Realität in der Wirtschaft verändert. Immer mehr „Kopfwerk“ wird verlangt. Kopfwerk schafft „geistige“ (immaterielle) Güter, die nicht direkt sichtbar sind und subjektiv wahrgenommen werden. Dummerweise sind diese Art von Gütern in den Grundlagen der klassischen Wirtschaftstheorien (rote Kurve) nicht vorgesehen. Darüber hinaus fehlt auch ein Werteparadigma, im dem die Subjektivität des Wertes berücksichtigt wird. Das ökonomische Werte-Dogma, dass ein Wert sich im Geldeinheiten ausdrücken lassen muss, ist aus ganzheitlicher Sicht nicht nur dumm, sondern auch gefährlich. Durch diese Werte-Eindimensionalisierung werden Werteigenschaften wie Risiko, Sicherheit, Moral, Ethik… aus der ökonomischen Wertegleichung herausgekürzt.
Im richtigen Leben zählen aber solche Elemente halt doch. Und hier kommt der „Schwarze Schwan“ in’s Spiel. Der Schwarze Schwan steht hier für die Eigenschaft, dass Menschen viele Elemente aus ihrem Erkenntnis-Spektrum ausblenden. Besonders hier im Fall der Entwicklung der Wirtschaftstheorie – es ist halt auch viel einfacher, alte Theorien neuen Schülern beizubringen als neue Theorien zu entwickeln.
Die derzeitige „Wirtschaftskrise“ ist bei genauer Betrachtung eigentlich eine „Krise der Wirtschaftstheorie“, die für die heutige reale Wirtschaft nicht mehr genügt. Dass es Personen gibt, welche das Ungenügen der Theorie zu ihrem Eigennutz verwenden, ist ausserordentlich bedauerlich. Solche Leute an den Pranger zu stellen löst aber das Problem nicht. Das Problem wird nur lösbar, wenn wir mit fundamental neuen Ansätzen ein (kompatibles) Wirtschaftsmodell entwickeln, mit dem sich auch die bisherigen weissen Flecken in der ökonomischen Landkarte kartieren lassen.
Der „Schwarze Schwan“ kommt hier wieder ins Spiel. „Adam Smith“, der die heutige Bibel der Ökonomen (Wohlstand der Nationen) verfasste, hat schon vorher das Buch „Moral Sentiments“ geschrieben. Die Konstrukteure der Wirtschafttheorie haben den Inhalt ganz einfach „nicht zur Kenntnis genommen“.
Es ist jetzt höchste Zeit, das „Produkt Wirtschaftstheorie“ neu zu schreiben (grüne Kurve). Dazu kann man durchaus auch auf die alten Grundlagen von Adam Smith und der vielen anderen Denker aus Kirche, Philosophie und Wissenschaft zurück greifen, welche immer wieder den Menschen mit seinen subjektiven Wertekriterien und immateriellen Eigenschaften als zentrales Element für den Wohlstand in den Vordergrund stellen.
PS: Es gibt Lösungen für Bausteine, die zur grünen Kurve gehören.